Gedanken zum Dreikönigstag
Warum heißt der sechste Januar eigentlich Dreikönigstag? Es klingt so feierlich. Und um diesen Tag herum sind schöne volkstümliche Traditionen und Gebräuche entstanden. Die berühmteste davon ist die Aussendung der Sternsinger, weniger bekannt, aber bei uns in Franken sehr beliebt ist das „Stärke antrinken“ – der erste Rausch im neuen Jahr darf sich den Weg bahnen. Zumindest sollte ein Starkbier dabei sein.
Wer schon einmal Besuch von Sternsingern hatte, weiß, dass es darunter drei Könige gibt und wie sie heißen. Das CMB, das sie dann am Ende ihres Besuches über die Haustüre mit Kreide schreiben ist aber mitnichten ein Hinweis auf ihre Namen, sondern ein Akronym des Satzes „Christus mansionem bendedicat“ – Christus möge dieses Haus segnen.
Im Matthäusevangelium begegnen uns keine Könige, aber immerhin die Weisen aus dem Morgenland. Wie viele es waren, verrät uns der Evangelist nicht, aber schon bald wurden sie in der Legendenbildung als Trio dargestellt, weil sie dem Christuskind drei Geschenke mitbrachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe, allesamt kostbares Zeug und gut zum Leben (Gold), Feiern (Weihrauch) und Heilen (Myrrhe). Genau, was wir auch heute brauchen!
Schauen wir genauer hin, war der Weg der Weisen zur Krippe in Bethlehem allerdings nicht golden und voller Wohlgeruch, sondern eher schwierig bis kompliziert, auf jeden Fall gefährlich. Die Weisen waren nicht nur von Vorfreude getrieben. Sie waren auch gestresst und irritiert und fast in einen Mordfall verwickelt. Eine Menge „Abers“ in dieser Geschichte!
Hier eine Dreier Auswahl von sieben „Abers“, die meine Freundin und Kollegin Ulrike Bracks entdeckt hat:
Das erste Aber: Die Weisen folgen dem Stern, aber so ein Stern ist nicht unbedingt das allersicherste Navi. Tagsüber ist er nicht zu sehen. Und des Nachts kann es bewölkt sein. Man tappt im Dunkeln, im wahrsten Sinne des Wortes. Das zweite Aber: Die Männer suchen den neugeborenen Herrn und landen zunächst in Jerusalem bei einem Diktator: Herodes. Die Weisen sollen ihm von dem Neugeborenen berichten, denn der Diktator hat Übles im Sinn. Zum Glück verraten die MAGOI (so heißen sie im griechischen Original des Textes) dem mordlüsternen Potentaten auf göttliche Weisung nichts weiter von dem göttlichen Kind. Und so entgeht der Säugling dem Kindermord, den Herodes in Bethlehem veranlasst. — Unruhige Zeiten! Grausame Zeiten! Das dritte Aber: Der Geburtsort des neugeborenen Königs ist alles andere als königlich: eine Höhle, als Stall verwendet: staubig, dreckig, dunkel, kalt.
Die Weisen und ihr so eigenartiger, ja stressiger Weg auf Weihnachten hin bilden auch unseren Weg ab. Deswegen sind solche Geschichten ja so toll: Weil es archetypische Erzählungen des Lebens sind. Weil wir uns selbst in die Geschichte hineinzeichnen können.
Oft sind es auch für uns Stressfaktoren, die uns begleiten; ich zum Beispiel mache mir immer noch Stress mit meinen Baustellen, dabei ist es eigentlich egal, was wann fertig wird, Hauptsache es wird schön und stimmig. Mein innerer Antreiber will, dass es weitergeht, aber ich werde langsam besser, ihn in seine Schranken zu verweisen.
Auch negative Gefühle, besonders mir selbst gegenüber, können ein echter Freuden – und Friedenskiller sein. Und dabei sind sie oft nur eingebildet und haben in der Realität kaum einen Bezug.
Die Weisen gehen durch all diese Abers hindurch. Sie finden trotz diffusem Stern das Kind, trotz mordlüsterndem König und trotz unwahrscheinlichen Ziels (der Stall)
Damit zeigen sie uns den Weg zum Kind – zum göttlichen Kind genauso wie zu unserem inneren Kind, das ebenso gesehen und geliebt werden will.
Ich möchte mir von den Weisen eine Scheibe abschneiden: Trotz meiner Abers will ich mich auf den Weg machen. Trotz Unsicherheiten will ich meiner Intuition vertrauen. Trotz böser Menschen will ich an das Gute glauben, es suchen und finden. O, und es ist in Fülle da!
Am Ende der Geschichte leuchtet der Stern den Weisen hell und klar. „Und sie waren hocherfreut“, jubelt Matthäus.
Das könnten wir sein: Hocherfreut. Trotz der Nachrichten und all dem, was uns auch im neuen Jahr nach unten ziehen will.
Warum? Weil wir unseren Blick nach innen richten und uns über all den Reichtum freuen können, den wir dort finden. Viel kostbarer als Gold, Weihrauch und Myrrhe! Und dann fangen wir an zu teilen!
Euer Andy