Friedenstexte

Trinitarische Annäherung von Andy Lang

Wir feiern diese Stunde im Namen Gottes, des Vaters:
In unendlicher Liebe und überbordender Phantasie erschuf er diese Welt.
Und mit ihr alle Steine, Blumen, Bäume, Tiere, Menschen und Engel,
und zurecht singen sie alle den großen Lobgesang durch die Zeit,
für Ihn, unser Vater und unsere Mutter, der alles zurückbringt zu seiner Zeit.
Kerze entzünden

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Sohnes:
In grenzenloser Liebe, voller Mut und mit Hingabe an den Frieden teilte er unsere Welt:
Lachen und Weinen, Lieben und Leiden, Feiern und Arbeiten, Hoffen und Sterben
und – als erster von allen – wiederkommen voller Schönheit.
Kerze entzünden

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Heiligen Geistes, lebendige Ruach:
In unbegrenzter Liebe und Inspiration weht sein/ihr Hauch in unserem Atem
schlägt sein/ihr Puls in unserem Herzen,
klingt sein/ihr Lob in unserem Lied
und seine/ihre Anmut ist unser Tanz.
Duft entzünden

Eingangsgebet 1 von Georg Rieger

Gott,
wir erleben in diesen Tagen,
wie zerbrechlich unsere Sicherheit ist,
wie gefährdet unsere Vorstellungen von einer friedlichen Weltordnung sind,
wir sind erschrocken, wie leicht wir uns täuschen lassen.
Fassungslos erleben wir,
wie ein Mächtiger die Freiheit und das Leben vieler Menschen gefährdet.
Nicht wirklich weit von hier hat ein Krieg begonnen,
der uns zurückwirft in alte Zeiten.
Was geschieht als Nächstes?
Was könnten wir tun,
das helfen oder etwas bewegen würde?

Gott, höre unsere Fragen
und lass uns nicht ratlos zurück.
Wir müssen uns neu sortieren.
Lass uns das mutig tun
und uns nicht zurückverfallen in alte und unangemessene Denk- und
Verhaltensmuster.

Lass uns in der Stille an die denken, die um ihr Leben fürchten
Stille
Wir beten mit Worten aus Psalm 121:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Alle: Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.

Eingangsgebet 2 von Andy Lang

Heil werden
Gott, wir kommen zu dir mit unserer Sehnsucht nach Frieden und Zärtlichkeit.
Wir strecken uns aus nach Gemeinschaft und Geborgenheit,
wir wünschen uns deinen Segen.

Wir erfragen von dir, was wir uns oft nicht geben können:
Ein gutes Wort, einen liebevollen Blick,
eine sanfte Berührung, eine ausgestreckte Hand.

Gott, durchdringe uns mit deinem Segen.
Mache heil in uns, was zerbrochen ist,
rühre an, was verdorrt ist,
verwandle, was uns vom Leben trennt.

Und so werden wir ein Segen sein, weil du der Segen bist.

Eingangsgebet 3 von Andy Lang

Sieh uns an

Gott, wir kommen vor dein Angesicht
Weil wir uns ausstrecken wollen nach Dir:
Du bist die Quelle unseres Lebens,
du bist der Ursprung der Liebe, aus der wir kommen,
du bist die Urquelle der Heilung, die wir brauchen,
du bist der Ort des Friedens, nach dem wir uns sehnen.

Sie uns an voll väterlicher Zuwendung und voll mütterlicher Zärtlichkeit:
Sieh uns an mit unseren Wunden und Verletzungen,
sieh uns an mit unserem Reichtum und unseren Gaben,
sieh uns an mit unserem Sehnen und unserer Hoffnung,
sieh uns an mit unseren Konflikten und dem Unausgegorenem,
sieh uns all mit all den Menschen in unserem Leben und lass uns selber sehen:

Deine Fußspuren in unserem Leben,
dein Wirken in unserem Sein,
dein Friedensengel an unserer Seite,
dein Wort der Versöhnung in unserem Herzen:
Noch ist es klein, aber es kann wachsen durch dich.

Confiteor von Anja Erz und Andy Lang

Du, Gott der Versöhnung,
nichts sehnlicher wünschen wir uns, als im Frieden miteinander leben zu können. Wir
wollen Friedensliebhaber sein und scheitern immer wieder daran: Wie oft zerstören
wir durch unsere Ungeduld und unsere enge Sicht die Möglichkeit dazu. Hilf unserer
Schwachheit
Kyrie
Wir wollen unsere Lieben lieb haben und ihnen gerecht werden und doch sind wir oft
in unseren eigenen Bedürfnissen und Horizonten gefangen: Schenke uns einen
liebenden Blick aufeinander, der uns zu Partnern macht und die Meinung und den
Lebensentwurf des anderen wertschätzt.
Kyrie
Wir wollen liebevolle und tolerante Menschen sein und hängen doch oft an unseren
Meinungen und Vorstellungen und verstehen nicht, wie andere sich nicht teilen können.
Lass uns erkennen: Frieden bedeutet nicht Gleichheit und Anpassung, sondern achtsam
Sein, einander Wahrnehmen, sich Begegnen. Frieden ist nichts anderes als der Zustand
bedingungsloser Liebe. Schenk du ihn uns, du Quelle aller Liebe
Kyrie

Epiklese von Andy Lang

Komm,
Heiliger Geist und heilige uns.
Erfülle unsere Herzen mit brennender Sehnsucht
nach der Wahrheit, dem Weg und dem Frieden.
Entzünde in uns dein Feuer,
dass wir selbst zum Licht werden,
das leuchtet und wärmt und tröstet.
Lass unsere schwerfälligen Zungen Worte finden,
die von deiner Liebe und Schönheit sprechen.
Schaffe uns neu, dass wir Menschen des Friedens werden,
sichtbare Worte Gottes!
Dann werden wir das Antlitz der Erde erneuern
und alles wird neu geschaffen.
Komm,
Heiliger Geist und heilige uns, stärke uns und bleibe bei uns.
Fürbittengebet Von Georg Rieger & Andy Lang
Du Gott des Friedens,
das Beten macht uns gerade eher mehr verzweifelt als weniger.
Wir fürchten sogar, dass alles Beten nichts nützt. Die Raketenbeschuss und der
Vormarsch werden weitergehen und es wird noch viele Tote geben.
Wenn wir dennoch zu dir beten, Gott, dann weil wir glauben, dass es immer noch einen
Rest Hoffnung gibt. Wie du den Lauf der Dinge lenkst, übersteigt unsere
Vorstellungskraft. Vielleicht kannst du in vielen Situationen der Menschlichkeit eine
Chance geben. Oder gar diejenigen zur Vernunft bringen, die an den Hebeln der Macht
sitzen.
Beim Beten merken wir aber auch, wie wir über uns selbst nachdenken können:
Warum bekommen wir es nicht hin, friedlich miteinander zu leben? Wo gießen wir in
unseren Beziehungen selbst Öl ins Feuer, anstatt die Hände auszustrecken? Was haben
wir in der Vergangenheit versäumt und was können wir künftig tun? Wie können wir
Menschen des Friedens werden, Leute, die ihn Jesu Fußspuren gehen, Sehnsüchtige
nach deinem Reich?
Mach uns konsequent darin, Machthungrigen die Stirn zu bieten. Lass markige Sprüche
ins Leere laufen. Schenke uns Vertrauen und Mut, so dass wir uns ein Zusammenleben
ohne Abgrenzungen vorstellen können. Führe uns deine Visionen vor Augen, Schau des
Friedens. Lass sie uns als einen Ausblick in die Zukunft sehen, die heute schon beginnt.
Gott, lass uns über unserer eigenen Betroffenheit die eigene Verantwortung nicht
vergessen: die Menschen, um die wir jetzt bangen, brauchen auch dann unsere
Solidarität und Unterstützung, wenn die Berichterstattung sie aus den Augen verliert.
Und das gilt für Menschen in vielen Ländern der Erde, in denen jetzt auch Krieg ist.
Wir denken an alle Menschen, die uns am Herzen liegen.
Stille
Vaterunser

Einführung zum aaronitischen Segen von Andy Lang

Wer schon einmal den Segen eines leuchtenden Blickes gespürt hat, wird die Größe
dieses Wunsches verstehen: Augen werden weit und transparent. Sie sind die Fenster
zur Seele. Gesichtszüge werden sanft und milde und verwirklichen eine Schönheit, die
hinter der Alltagsfassade oft verborgen bleibt. Lippen formen Worte der Zärtlichkeit
und des Trostes, die unser Herz berühren. Wir fühlen uns wahrgenommen, verstanden,
geliebt. Wenn uns ein solch leuchtender Blick aus dem Antlitz eines Menschen trifft, den
wir lieben, fühlen wir uns wie verwandelt, allen Sorgen und Fragen enthoben und
eingetaucht in die weiten Gefilde der Zugehörigkeit. Können wir uns vorstellen, wie viel
weiter und tiefer solch ein Blick von dem dringt, aus dem wir selbst kommen und zu
dem wir zurückkehren werden?

Verschiedene Texte

Gebet am Morgen von Theresa von Avila

Möge heute überall Frieden sein.
Mögest Du Gott vertrauen, dass Du genau dort bist,
wo Du vorgesehen bist zu sein.
Mögest Du Dir der unendlichen Möglichkeiten gewahr sein,
die durch den Glauben geboren werden.
Mögest Du jener Geschenke bedenken, die Du erhalten hast
und die Liebe weiterleiten, die Dir gegeben wurde.
Mögest Du in Zufriedenheit wissen, dass Du ein Kind Gottes bist.
Lass diese Gewissheit mit tiefen Atemzügen bis in deine Knochen dringen
und dort ihren Platz finden und erlaube Deiner Seele die Freiheit
zu singen, zu tanzen, zu loben und preisen und zu lieben.
All dies ist da für jeden und jede von uns.

Gott glaubt an uns von Andy Lang

Gott traut uns viel zu. Er glaubt daran, dass wir Mensch sein können: „Ich glaube an
euch, an eure Kraft, eure Schönheit, eure Zärtlichkeit, ich glaube daran, dass ihr
geschwisterlich miteinander leben könnt, auch wenn die ganze Welt und eure
Nachrichtensendungen das Gegenteil schreien. Ich glaube an euch! Mein Segen fließt
durch euch. Und wenn ihr ihn nicht für euch behaltet, sondern weitergebt, werdet ihr
Anteil haben an dem Menschsein, das ich verwirklicht habe. Fürchtet euch nicht! Wo ihr
noch Grenzen seht, habe ich die Zäune längst eingerissen; wo ihr noch Feindschaft
spürt, wurzelt schon der Keim der Geschwisterlichkeit; wo eure Mächtigen noch den
harten Boden der Ungerechtigkeit pflügen, verwandelt bereits der Morgentau meiner
Gerechtigkeit dürres Land in einen blühenden Garten. So habe ich es meinem Sohn
Abraham verheißen und so sage ich es auch zu euch, meinen Söhnen, meinen Töchtern:
Ich will euch segnen und ihr sollt ein Segen sein!“

Vergebung von Kurt Marti

Ich glaube, dass ich deswegen Christ bin, weil ich durch einzelne Christen erfahren habe
und noch immer erfahre, was Vergebung ist.
In ihr ist mir die schöpferische Herausforderung Jesu konkret begegnet.
Vergebung befreit und verändert: mich, den anderen und unsere Beziehung zueinander.
Vergebung setzt frei, wo Gefangenschaft war.
Sie schafft eine Solidarität, die auch unsere dunklen, gefährlichen Seiten mitträgt.
Dadurch wird sie zu einer Quelle von Freundschaft und Liebe.

Adern der Liebe von Ulrich Schaffer

Die ganze Welt
ist durchzogen von Adern der Liebe,
von Strömen der Zuwendung,
trotz aller Schreckensmeldungen.
Viele Millionen davon
haben ein dichtes Netz geknüpft,
das uns hält.
Wer vertraut, sieht es.

In der Welt wird nichts so nötig gebraucht,
wie Menschen, die an Geld und Besitz,
an Ansehen, Ehre und Erfolg,
an Berühmtheit und Sicherheit
vorbeisehen können und die noch
einen Blick für die Liebe haben –
die Liebe im Kleinen und Unscheinbaren,
nicht mit der Leidenschaftlichkeit,
die schnell verfliegt,
sondern mit der Ausdauer,
an der andere gesunden können.

Weil es diese Liebe gibt,
dürfen wir vertrauen.
Wir dürfen uns hineinwagen
in die Zuwendung, in das Sorgetragen,
in die Berührung, in den Hautkontakt.
Eine lebendige Welle trägt uns.

Ulrich Schaffer, Wenn wir hoffen, sind wir stark, Herder Verlag, Freiburg 2004

Lied: Lass Frieden werden von Jonathan Böttcher

  1. Lass Frieden werden und fang bei mir an
    Frieden für alle von Anfang an

Ref. Du bist der Vater
deine Kinder sind wir
lass Frieden werden
und beginne bei mir

  1. Lass Frieden werden, der uns ganz erfüllt
    Wunden heilt, mit Liebe umhüllt
  2. Lass Frieden werden, der anderen gönnt
    gibt wo er kann, Feinde versöhnt
  3. Lass Frieden werden, der Herzen durchdringt
    heute schon lebt, was erst morgen beginnt
  4. Lass Frieden werden, der die Welt ändern kann
    lass Frieden werden, und fang bei mir an