Der andere Advent – der Gute Gedanke zum 2. Advent
Nun ist es also soweit: Es ist Dezember. Pünktlich zum ersten Tag des dunkelsten Monats im Jahr präsentierte sich heute morgen unsere Garten in strahlendem Weiß.
Was für eine Wohltat für die Augen – nach wochenlanger Nebelbrühe im November nun dieses Geschenk: Sonnenstrahlen auf glitzerndem Schnee.
Ich gebe zu: Ich habe keine Ahnung, warum wir Weihnachten mit verschneiter Winterlandschaft verbinden und warum der erste Schnee ein solch festliches Gefühl in vielen von uns hervorruft, außer vielleicht, weil unsere Vorfahren es jahrhundertelang so erlebt haben. Aber bereits in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts war es keineswegs mehr selbstverständlich – erinnere ich mich doch lebhaft, wie ich als kleiner Jungen den lieben Gott inständig um weiße Weihnachten gebeten habe – leider wurden meine Gebete nur jedes zweite oder dritte Jahr erhört. In meinem Glauben indes hat mich das nicht angefochten. J
Dabei wissen wir alle, dass das allererste Weihnachten zwar unter einem guten Stern stand, wohl aber ohne die sonstigen Weihnachts Accecoires wie Schneeflocken, Weihnachtsbaum oder Lichterglanz auskommen musste.
Aber keine Angst, ich möchte uns die Stimmung nicht vermiesen. Im Gegenteil: ich möchte uns ermutigen, heuer an liebgewonnenen Traditionen festzuhalten und dennoch einen anderen Advent zu erleben.
Denn anders wird er sein: Keine Weihnachtsmärkte, kein Winterdorf, keine Glühweinseligkeit, keine betriebliche Weihnachtsfeier, kein Drängen in den Straßen bei Weihnachtseinkäufen – das einzige, was uns vielleicht aus vergangenen Jahren bleibt, ist der Weihnachtssoundtrack im Radio – allerdings ist es mir auch schon früher unter konsequenter Umgehung diverser Sender gelungen, „Last christmas“ in der Adventszeit vermeiden zu können J
Wie könnten wir aus der Not eine Tugend machen? Viele von uns klagten immer wieder über die staade Zeit, die überhaupt nicht ruhig sein konnte, sondern zu den hektischsten Zeiten im Jahr gehörte. Nun ist unseren Umtrieben eine Zwangspause verordnet worden.
Anstelle sie als Zumutung zu empfinden (es gäbe gute Gründe dafür), könnten wir uns über die freien Momente freuen und sie zu Mußestunden machen: Was bereits im Frühjahrslockdown gelang, könnte sich nun wieder bewähren: Ausgiebige Spaziergänge, Gespräche mit den Lieben, ein gutes Buch – diesmal nicht im Liegestuhl im Garten, sondern am Kamin. Meine Frau und ich haben beschlossen, endlich mal wieder Weihnachtskarten zu schreiben und diese – ganz old school – mit der Post zu versenden. Und zwar nicht, weil wir das müssen, sondern weil wir es wollen.
Merkt ihr: Dieser Advent hat Potential!
Wir könnten ihn bewusster und fröhlicher erleben, weil wir etliche Dinge weglassen können und sogar müssen. Wenn wir das tun, schaffen wir Platz – Raum für IHN, der uns sucht und so oft nicht findet, weil wir nicht da sind. Schon Karl Valentin war sich da nicht so sicher, als er sagte: „Ich glaub, ich besuch mich mal – vielleicht bin ich ja zuhause!“
Heuer könnten wir zuhause sein – uns verfügbar machen. Was uns dabei helfen könnte, ist: Stille, Natur, eine Kerze.
Ich freue mich, wenn ihr mir in einiger Zeit erzählt (via mail oder wenn wir uns sehen), ob es euch gelungen ist.
PS: Gern dürft ihr diese Trias ergänzen mit ein bisschen Musik von mir – celtic winter visions oder einer der Konzertgottesdienste, die zum Glück stattfinden dürfen.
Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude!
(Jesaja 9,2 )