Offener Brief der Konzertscheune Gefrees
an Minister Bernd Sibler

Sehr geehrter Herr Minister Sibler

„Bayern ist ein Kulturstaat. – Diesen Auftrag der Bayerischen Verfassung mit Leben zu erfüllen, ist eine dauerhafte Herausforderung. Ob in den großen Zentren oder im ländlichen Raum, ob im professionellen oder im Amateurbereich, ob traditionell oder innovativ: Kultur in Bayern ist lebendig, vielfältig und spannend.“

Mit diesem Zitat der offiziellen website Ihres Kultusministeriums beginnen wir unseren offenen Brief an Sie. Wir stimmen dem voll zu und sind hier in Gefrees seit 20 Jahren ehrenamtlich und mit viel Kraft, Elan, Ideen und Inspiration eine Kultureinrichtung geworden, die weit über unseren kleinen Ort in die Region strahlt. Hunderten von Konzerten mit angesagten Künstlern aus der Region oder international tourenden Musikprofis und zehntausende von Besuchern haben wir in dieser Zeit bei uns willkommen geheißen. Beide – Musiker wie Publikum – sind begeistert von der warmem Atmosphäre unseres Ortes, der Begegnungsmöglichkeit, die sich dadurch ergibt und dem hochkarätigen Programm mit Konzerten aus den Genres der Weltmusik, des Jazz und Folk.

Bereits 2007 erhielten wir für die Qualität und Beständigkeit unserer Arbeit den Hauptkulturpreis des Landkreises Bayreuth.

In der Pandemie haben wir alles daran gesetzt, weiterhin Kultur auf hohem Niveau auf dem flachen Land zu realisieren, denn wir glauben, dies ist eine Quelle von Hoffnung, Inspiration, Widerspruch und Aufbruch – eine wahrhaft demokratische Aufgabe, um Teilhabe an gesellschaftlicher Gestaltung in der Tiefe und Weite zu gewährleisten.

Dazu haben wir mit großer Eigeninitiative und einer guten Unterstützung der Behörden vor Ort unseren Open Air Bereich ausgebaut, um den sich ständig ändernden Hygieneanforderungen während der Pandemie Rechnung zu tragen.

Nun sind wir an einem Scheidepunkt angelangt. Uns fehlt es nicht an innerem Feuer, an Visionen für die Zukunft, an verheißungsvollen Kontakten in die Kunstszene oder an einem stimmigen Ort. Aber so wie jetzt können wir nicht weiterarbeiten!

Es ist weder unserem Team, noch den BesucherInnen und schon gar nicht den KünstlerInnen zuzumuten, mit einer solchen Planungsunsicherheit zu agieren!

Von der bayrischen Regierung werden in Reaktion zu den aktuellen Covidentwicklungen ad hoc neue Konditionen für Kulturschaffende erlassen, die eine zuverlässige Durchführung von Konzerten verunmöglichen. Nach 19 Monaten Pandemie mit zwei Lockdowns und sich ständig ändernden Bedingungen wissen wir nicht mehr weiter. Wir haben uns bisher strikt an die staatlichen Maßnahmen gehalten, weil auch wir unseren Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten wollen und zudem ein empfindliches Bußgeld nicht bezahlen könnten. Aber nun ist unsere Flexibilität am Ende.

Wir werden daher zum Dezember 2021 den Betrieb einstellen!

Ob wir – z.B. im Sommer 2022 unsere Kulturstätte wieder eröffnen, liegt an einigen Faktoren. Ein Hauptfaktor sind die Rahmenbedingungen für Kultur, die die Politik setzen wird.

Deutschland hat weltweit eine einmalige Kleinkunstszene, die über Jahrzehnte gewachsen ist. Tausende von Ehrenamtlichen in Hunderten von Initiativen und Klubs und Hunderttausende von begeisterten Kulturfans haben diese Szene geprägt. Daher sind auch die internationalen KünstlerInnen so interessiert an Tourneen in unserem Land. Diese Szene ist aktuell am Zusammenbrechen. Wenn Orte wie der unsere einmal geschlossen sind, werden sie nicht wieder eröffnet.

Wir erwarten als Ehrenamtliche von Seiten der Kulturpolitik, wahrgenommen und gefördert zu werden!

Eine Entschuldigung für die von uns als einseitig empfundenen Zumutungen der Coronamaßnahmen wäre ein guter Anfang. Unbürokratische und großzügige Fördermöglichkeiten für den Erhalt der Kleinkunstszene in unserem Land halten wir zudem für unerlässlich.

Am effizientesten wäre die Beratung und Begleitung von geeigneten Fördermaßnahmen für interessierte Initiativen durch einen berufenen und befähigten Kultur Beauftragten in den jeweiligen Landratsämtern. Der bisherige Förderdschungel ist ineffizient und den meisten Engagierten nicht zugänglich durch Inkompatibilität versch. Programme oder zu höher bürokratischer Hürden.

Als Ehrenamtliche haben wir keinerlei Verpflichtung, unser Engagement fortzuführen außer der Freude, die wir damit vielen kulturaffinen Menschen machen und uns selbst. Damit Sie sehen, dass dies kein kleiner Kreis ist, erlauben wir uns im Anhang an diesen Brief eine Sammlung von Unterschriften anzufügen. Es sind Menschen, die mit unserer Konzertscheune verbunden sind. Landesweit und als Unterstützer anderer Initiativen sind es Tausende mehr!

Wir danken Ihnen für das Wahrnehmen unseres Anliegens und erbitten eine Antwort bis Ende Januar 2022

Mit freundlichen und kulturbegeisterten Grüßen

Andy Lang, im Namen des Teams der Konzertscheune Gefrees

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